Einen Urlaub der ganz anderen Art habe ich im August mit dem BUND Naturschutz gemacht. Es war eine Mischung aus Kultur- Wander- und Erlebnisreise und ging nach Rumänien. Zuerst bin ich von Hamburg nach Wien geflogen. Den Nachmittag habe ich in Wien verbracht und abends ging es gemeinsam mit 17 anderen Reiseteilnehmern und unserem Reiseleiter Dietmar mit dem Nachtzug durch Ungarn bis nach Medias in Siebenbürgen. Nach der Ankunft am nächsten Morgen fuhren wir mit unserem Reisebus gleich weiter nach Frauendorf zu der ersten Kirchenburg, die wir besichtigten .
Nach einem typisch siebenbürgischen Mittagessen bei einer Bauernfamilie in Sibiel machten wir einen kleinen Spaziergang durch das Dorf, besichtigten eine orthodoxe Kirche und gingen in ein Ikonenmuseum.
Dann sind wir weiter nach Hermannstadt (Sibiu) zu unserem Hotel gefahren. Das Wetter war perfekt und wir konnten am nächsten Morgen bei Sonnenschein unsere dreistündige Stadtführung durch Hermannstadt machen. Zuerst führte uns der Weg durch vier Stadtmauern, bis wir in der Altstadt angekommen sind. Dort stehen jede Menge alte Häuser aus den Jahren um 1420, da die Stadt nie durch Kriege zerstört wurde. Zeitweise kamen wir uns vor, wie im Mittelalter. Sehr viele Gebäude wurden inzwischen aus eigenen Mitteln der Stadt renoviert. Es gibt für eine so alte Stadt erstaunlich viele, große Plätze und auch ein deutsches Gymnasium, das immer noch einen großen Zulauf an Schülern hat.
Der anschließende Spaziergang durch den „jungen Wald“, ein Museumsdorf, hat uns gezeigt, wie die Häuser früher in den verschiedenen Regionen Rumäniens ausgesehen haben und bewirtschaftet wurden. Letzte Stadion dieses Tages war die Michelsberg Burg, zu der wir hinaufgestiegen sind. Von dort hatten wir einen wunderbaren Blick über die Hügel in der Umgebung.
Der dritte Tag begann mit einem Marktbesuch, wo es Berge von duftendem Obst und Gemüse zu kaufen gab. Wir kauften für unser Picknick ein und fuhren mit dem Bus 2000 m hoch in die Karpaten. Die Wanderung führte an einem Gletschersee vorbei die Schieferfelsen hinauf. Leider hatten wir nicht sehr viel Zeit, und nur einige von uns sind ganz nach oben gewandert. Ein Stück weiter unten haben wir auf einer Bergwiese eine kleine Pause eingelegt und unser Picknick genossen. Die brauchten wir auch, denn danach ging es weiter zu einem Mönchskloster und einem Spaziergang durch den „Narzissenwald“. In unserer Pension gab es am Abend Suppe, gebratene Forelle und Kuchen.
Eine echte Urwaldtour erwartet uns am nächsten Tag. Hier gab es noch niemals eine Beeinflussung der Natur durch den Menschen z. B. durch Baumrodung. Im Wald sind wir ca. 350 Höhenmeter hoch und auch wieder runter gestiegen. Junge und alte Bäume stehen nebeneinander, das Todholz bietet unzähligen Tieren und Pflanzen Lebensraum. Ich habe gelernt, den Wald mit anderen Augen zu sehen.
Unsere geplante Bärentour am Abend wurde etwas feucht, denn es fing an zu regnen. Der Hochstand, von wo aus wir die Bären beobachten wollten, war zum Glück überdacht. Und wir hatten Glück: es kamen vier Bären und ein Fuchs, um sich an dem Mais zu laben, den zuvor der Förster in den Trögen auf der Lichtung verteilt hat.
Eine sehr abwechlungsreiche Bergwanderung erwartete uns am fünften Tag unserer Reise. Sie verlief 2,5 Stunden auf einem Forstweg, durch eine Schlucht, einen Waldhang hinauf. Oben angekommen hatten wir einen tollen Blick auf den kleinen und den großen Königstein, der aber etwas in den Wolken lag. In einer großen Pfütze am Waldrand haben wir Gelbbauchunken entdeckt. Weiter bergauf liefen wir weiter durch ein Waldstück, über eine Wiese an Kühen vorbeibis wir über den bewaldeten Bergkamm kamen. Insgesamt haben wir beim Aufstieg 600 Höhenmeter überwunden und die mussten wir nun auch wieder runter. Der Abstieg war etwas gemächlicher – über einen Waldweg, Wiesen und Streusiedlungen, wo die Menschen als Selbstversorger das ganze Jahr über ohne ein Geschäft in der Nähe leben. Dietmar hat uns perfekt wieder herunter geführt und wir kamen auf einem Trampelpfad direkt zwischen den Bäumen am Bus heraus. Die Fahrt nach Kronstadt führte uns kurz in Bran („Schloss Dracula“) vorbei, was aber touristisch völlig überfüllt war.
Nach Natur pur kamen wir in die Zivilisation zurück: Kronstadt (Brasov). Der Regen hatte am nächsten Morgen nachgelassen und wir konnten trockenen Hauptes die Stadt besichtigen. Wir gingen zuerst zur Weberbastei, der größten und wichtigsten Eckbastei der Stadt im Mittelalter. Die Zeit in Kronstadt ging viel zu schnell vorbei, denn wir hatten für diesen Tag auch noch die Kirchenburgen Tartlau und Honigberg auf dem Programm. Das Tagesziel war dann Deutsch-Weißkirch, Dietmars Wohnort. Dort waren wir in privaten Häusern im ganzen Dorf verteilt untergebracht. Abends haben wir zugesehen, wie die Viehherde ins Dorf getrieben wurde und jedes Tier zu seinem Haus gegangen ist.
In Deutsch-Weißkirch (Viscri) haben wir die letzten drei Nächte und zwei Tage verbracht. Eine Pferdewagentour zu einer Schäferei (die Schafherde besteht aus ca. 600 Tieren, wovon ca. 550 Tiere Milch geben und drei mal täglich gemolken werden. Die geben insgesamt ca. 90 Liter Milch pro Tag – das nennt man Leidenschaft), die Besichtigung der Kirchenburg, eine Pferdewagenfahrt durch die reine Natur zu einer früheren Köhlerei (Herstellung von Holzkohle) und eine Tanzgruppe in traditionellen Trachten haben wir erlebt.
Den letzten Tag vor der Rückreise haben wir in Schässburg verbracht. Dort haben wir eine weitere Stadtführung gemacht und sind die 176 Stufen über die überdachte „Schultreppe“ auf den Schulberg gestiegen. Die Schule hat in jedem Jahrgang (9 – 12) zwei deutschsprachige Klassen und drei rumänische. Die Stadt hat ca. 30.000 Einwohner.
Auf dem Weg nach Medias, wo wir wieder in den Zug zurück nach Wien gestiegen sind, haben wir noch eine weitere Kirchenburg in Birthelm angesehen. Nun hatte ich aber auch genug von Kirchenburgen, obwohl doch jede auf ihre Art anders ist. Eine sehr erlebnis- und abwechselungsreiche Zeit liegt hinter mir und die Reisegruppe war ausgesprochen nett. Dietmar war ein klasse Reiseleiter und hat die Zeit immer interessant gestaltet, obwohl es auch sehr anstrengend war.